Integration wird vor Ort gemacht

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SPD-Mitglieder aus dem Landkreis Landshut mit MdEP Ismail Ertug

MdEP Ismail Ertug besuchte Vilsbiburg und informierte sich über vielfältige Integrationsangebote in der Stadt

„54 Nationen leben in unserer Stadt Vilsbiburg, bei rund 11.000 Einwohnern haben wir einen Ausländeranteil von ca. 10% und haben schon vor vielen Jahren damit begonnen, Integrationsarbeit zu leisten“, so Bürgermeister Helmut Haider in der Gesprächsrunde zu MdEP Ismail Ertug. Mit dem Amberger Europaabgeordneten der SPD habe man schon vor einiger Zeit vereinbart, einen Termin im Landkreis Landshut abzuhalten. Dass die Wahl letzten Endes auf Vilsbiburg gefallen sei, liege auch daran, dass die Preisträgerin des Integrationspreises der Regierung von Niederbayern aus der Stadt im südlichen Landkreis komme. Tuba Altuntas wurde im vergangenen Jahr für ihre Integrationsbemühungen ausgezeichnet. Zudem ist sie die stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Sodem“, der sich um die Integration ausländischer Mitbürger kümmert, so stellvertretender Bürgermeister Hans Sarcher in seiner Einführung.

Die Diskussionsrunde war sehr vielschichtig besetzt – Vertreter der Schulen und des Kindergartens waren anwesend und auch Schülerinnen eines Integrations-Seminars. Der Vorsitzende des Turnvereins, Eggemann berichtete, dass sich unter den 3.000 Mitgliedern in den 19 Abteilungen viele Menschen unterschiedlicher Herkunft beim Sport kennen- und schätzen lernen. Dass Vilsbiburg auch eine Kulturstadt ist, bewies die Anwesenheit der Philippinin Utami, die an der VHS Klavierunterricht gibt. Lise Dybdahl-Müller, Richterin a. D. am Europäischen Patentamt stammt aus Dänemark und hat in Vilsbiburg ihre neue Heimat gefunden. Zusammen mit ihrem Mann engagiert sie sich an der Volkshochschule und bietet Theateraufführungen an.
Irene Janner, langjährige Stadt- und Kreisrätin der SPD ist die Integrationsbeauftragte der Stadt Vilsbiburg. „In unserer Kommune haben wir uns dazu schon Gedanken gemacht, als Integration auf der höheren Ebene noch gar kein Thema war“, so die pensionierte Lehrerin. Die Sprache sei der Schlüssel zum Erfolg und zur Teilhabe. Sie selbst habe dies bei einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt in Argentinien mit ihrem Mann erlebt.

Der Schulleiter der Vilsbiburger Mittelschule, Karl-Heinz Thoene brach eine Lanze für die Ganztagsschule. Er habe die Erfahrung gemacht, dass durch die gemeinsam verbrachte Zeit in der Schule zum einen die sozialen Kontakte besser würden, andererseits sich dies auch positiv auf die Sprache auswirke. Der Rektor der Vilsbiburger Grundschule, Werner Busch berichtete, dass es leider noch immer geringe Übertrittszahlen von Kindern mit Migrationshintergrund an weiterführende Schulen gebe. An der Grundschule Vilsbiburg werde in diesem Jahr beispielsweise ein Informationsabend zum Übertritt speziell für türkischsprechende Eltern angeboten.

Ismail Ertug, der seit 2009 im Europaparlament sitzt, berichtete kurz über seinen Werdegang. Auch seine Eltern seien als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen und hätten ursprünglich nicht vorgehabt, hier zu bleiben. In der Politik sei das Thema „Integration“ erst sehr spät als Aufgabe erkannt worden, dafür habe man allerdings in relativ kurzer Zeit schon einiges erreicht. Menschen, die mit einem anderen ethnologischen Hintergrund zu uns kommen, müssen angeleitet werden, sich in einer offenen und demokratischen Gesellschaft zu beteiligen. Die Demokratie, wie sie bei uns herrsche und die auch den Einsatz der Menschen beispielsweise bei Wahlen fordere, sei vielen Zuwanderern noch gar nicht bekannt, so Ertug. Die Einladung, den verschiedenen Schulen in Vilsbiburg einen eigenen Besuch abzustatten, nahm Ertug gerne an.

Kreis- und Fraktionsvorsitzende Ruth Müller, die den Termin mit organisiert hatte, stellte fest, dass die Rahmenbedingungen der Integrationspolitik zwar auf Landesebene bestimmt werden. Wie die Umsetzung erfolgt, liege an den Kommunen und den Menschen vor Ort, so Müller. Ihr sei es auch ein Anliegen, dass die Kommunalparlamente die Realität der Gesellschaft widerspiegeln. Es sei bedauerlich, dass in dem 60köpfigen Kreistagsgremium noch immer kein Kreisrat mit Migrationshintergrund als Vertreter dieser Menschen in unserem Landkreis sitze. Die SPD im Landkreis wolle bei der nächsten Kreistagswahl hier ein kompetentes Angebot machen. So selbstverständlich wie es heute sei, dass Frauen in der Politik vertreten sind, so selbstverständlich müsse das auch für andere gesellschaftliche Gruppen sein.

Foto v. l. n. r.:
Tevfik Sendoel (Vorsitzender Sodem e. V.); Ruth Müller, Theresa Bergwinkl (Vorsitzende SPD Vilsbiburg, Stadträtin); MdEP Ismail Ertug, Valerian Thielicke, stv. Bürgermeister Hans Sarcher, Sabine Furtmayr-Sendoel, Jutta Sarcher

 

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