Zivilcourage - Der „Kleine Widerstand“ im Labertal

SPD Vortrags- und Diskussionsabend will Denkanstösse geben

Mutige Bürger aus der Region, die während der NS-Zeit wegen kritischer Äußerungen gegen den Nationalsozialismus oder wegen des Abhörens von Fremdsendern beschuldigt wurden, würdigt der SPD-Arbeitskreis Labertal mit einer Vortragsreihe.

Auf der Grundlage vorliegender Gerichtsakten greift der SPD-Ortsverein Rottenburg am 16. Oktober um 17 Uhr im Gasthaus Huberbräu beispielhafte Fälle von Bürgern aus dem Rottenburger Gemeindegebiet auf, die mit ihrem persönlichen Widerstand ein bemerkenswertes Maß „Zivilcourage“ an den Tag gelegt haben.

Mehr als 12.000 Verfahren gab es allein in Südbayern gegen mutige Bürgerinnen und Bürger, die während der NS-Zeit wegen kritischer Äußerungen gegen den Nationalsozialismus oder das Abhören von Fremdsendern beschuldigt wurden. Im Nachgang der Bonhoeffer-Wochen 2010 bietet der Heimatkundler Albert Eichmeier seine diesbezüglichen Forschungsarbeiten einer breiten Öffentlichkeit im Rahmen des Vortrags- und Diskussionsabends an.

Vor allem Bauern und einfache Arbeiter, aber auch einige Geistliche und Akademiker äußerten sich kritisch gegenüber dem NS-Unrechtsstaat. Sie wurden angezeigt, vielen von ihnen wurde der Prozess vor dem Sondergericht München gemacht: Eine ganze Reihe namhafter Bürger wurden zu drastischen Strafen verurteilt. Die ausführlichen Akten dokumentieren das Schicksal der Betroffenen und deren Familien. Die Unterlagen zeigen aber auch auf, dass es vielfach Gesuche von Nachbarn, Bekannten und Unternehmern aus der Region gegeben hat, die sich – trotz der eigenen Gefährdung – für die Beschuldigten eingesetzt haben, meist jedoch ohne Erfolg.

Ein Anliegen des SPD-Arbeitskreises Labertal ist es zu verdeutlichen, dass Presse- und Meinungsfreiheit zwei Grundrechte sind, die heute selbstverständlich sind - ganz im Gegensatz zum NS-Staat und zu dem was Neonazis heute wieder installieren wollen - betont Stadtrat Franz Gumplinger als Organisator des Abends.